Kreidler Florett RS 5,3 PS Zylinder 15.43.97 MAHLE
40ZN7
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Ab Anfang 1969 wuchsen erstmals die Kühlrippen. Oben auf der
Einlassseite sind rechts und links je eine Kühlrippe
dazugekommen. Man zählt dort jetzt 15 Stück. Insgesamt ist
der Zylinder etwas breiter geworden, was ihn bulliger
aussehen lässt.Dieser Zylinder ist jetzt zundum 7,5mm größer
wie sein Vorgänger der
15.43.92, also 18,5 Zentimeter breit und 16,5
Zentimeter hoch. Vom 15.43.97 gibt es sechs Ausführungen, die sich optisch nicht unterscheiden, die Kühlrippen blieben unverändert. Die Änderungen an den Kanälen sind mit bloßem Auge auch nicht zu sehen. Man erkennt sie an der W-Nummer auf dem Ansaugflansch, über der Zylindernummer (siehe Bild rechts, im Beispiel W5).
Insgesamt wurde der Zylinder 15.43.97 rund 3 Jahre lang
verbaut. Teilt man diese durch die sechs Ausführungen
kommt man auf ein durchschnittliche Bauzeit von ungefähr
sechs Monaten pro Ausführung. |
Hier ist eine grobe Übersicht, wann welche Zylinderausführung produziert worden ist:
Zylinder Aus- führung |
Kreidler
RS Zylinder 15.43.97 5,3PS |
Kreidler
RS Zylinder 15.43.97 6,25PS |
||||||||||||||||||||||||||||||||||
1969 | 1970 | 1971 | ||||||||||||||||||||||||||||||||||
1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | 1 | 2 | 3 | 4 | 5 | 6 | 7 | 8 | 9 | 10 | 11 | 12 | |
W1 | W1 | |||||||||||||||||||||||||||||||||||
W2 | W2 |
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W3 | W3 |
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W4 |
W4 |
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W5 |
W5 |
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W6 | W6 |
Die Produzierten Zylinder sind gleichmäßig auf den Produktionszeitraum aufgeteilt.
Während des rund dreijährigen Bauzeitraums hat Kreidler die Leistungsangabe angehoben. Anfang 1969 war die Leistung, wie beim Vorgänger 15.43.92 mit 5,3PS angegeben. Ab Sommer 1970 standen 6,25PS in den Fahrzeugpapieren und auch in den Prospekten wurde offiziell mit 6,25PS beworben, obwohl es zu diesem Zeitpunkt, nach Ersatzteilnummern, keine technischen Änderungen gab.
Hier sieht man den passenden Zylinderkopf, im Vergleich mit dem Vorgänger!
Im laufe der Bauzeit wurde die Breite des Einlasskanals verbreitert. Wahrscheinlich ist beim Wechsel von Gussnummer W3 auf Gussnummer W4 der größte Sprung vollzogen worden. Das ist aber in den Kreidler Unterlagen nirgens dokumentiert.
Ich denke, Kreidler hatte bei der Leistungsangabe seinerzeit sowieso deutlich zu tief gestapelt. Im Aprilheft (8/1970) der Zeitschrift "Das Motorrad" wurde im Zuge der Artikelserie "Jungs eure 50er" die Kreidler RS mit 5,3PS gegen die Maico MD50 mit 5,6PS verglichen. Bei der Beschleunigung von 0 auf 70km/h hatte die Kreidler fast 2 Sekunden Vorsprung gegen die auf dem Papier stärkeren Maico herausgefahren. Das war ein Leistungsplus von über 10%. Nehmen wir mal an, die Maico hätte die angegebenen 5,6 PS gehabt, wäre die Leistung der RS bei über 6PS gewesen!
Die wirkliche Leistungssteigerung kam erst kurze Zeit später mit der Umstellung auf eine Nikasilbeschichtung, dem Wechsel auf den Vergaser 1/18/26 , dem neuen einteiligen Auspuff 27.61.99 und war dann ein gutes Stück über den angegebenen 6,25PS.
Die Kreidler Ersatzteillisten unterscheiden nur in Zylinder mit Hartchrombeschichtung und Zylinder mit der damals neuen Nikasilbeschichtung der Firma Mahle. Die Kreidler Ersatzteilnummer unterscheidet nicht zwischen den W-Ausführungen. Der Wechsel der Beschichtung muss bei der Zylinderausführung W5 gewesen sein, denn das ist die einzige Ausführung, die es mit und ohne + Zeichen gibt. Das Pluszeichen findet man (oder auch nicht) am Auslassstutzen, über der Mahle Gussnummer 40ZN7.
Die Ausführung mit Hartchrom, also die ohne das +, wurde
von Anfang 1969 bis Sommer 1970 rund 18 Monate verbaut.
Von Motor Nummer 5 069 456, bis Motor Nummer 5 101 908,
wurden rechnerisch 32.452* Exemplare hergestellt. |
Die Ausführung mit Nikasil, also die mit dem +, wurde vom Sommer
1970 bis Ende 1971 rund 12 Monate lang verbaut. Von Motor Nummer 5
101 909 bis Motor Nummer 5 116 427, wurden rechnerisch 14.563*
Zylinder hergestellt.
* ohne Garantie, ist aus dem
Motornummernkreis ausgerechnet!
Wenn man die Produktionszahlen aufaddiert, kommt man in diesem Zeitraum auf durchschnittlich 1550 verkaufte Florett RS im Monat. Das wären so rund 80 produzierte Florett RS pro Arbeitstag!
Der offizielle Wechsel auf 6,25 PS erfolgte ab Fahrgestell Nummer 5 095 151, ab Motor Nummer 5 097 375!
Das heißt, das die Leistungssteigerung auf 6,25PS 4.533 Einheiten vor der Einführung der + Zylinder war.
Das ist durchaus plausibel, da die Kanalgröße beim Gussvorgang festgelegt wird und die Beschichtung erst später in einen getrennten Arbeitsschritt erfolgt. Es müssen also nicht zwingend der Gussvorgang und die Beschichtung gleichzeitig umgestellt werden!
Wenn man sich die Steuerzeiten der Zylinder ansieht, wurde zwischen den verschiedenen W Versionen allenfalls im Detail, meist hinter der Kommastelle optimiert. Der Sprung von fast einem PS (von 5,3 auf 6,25 ist eine Mehrleistung von 0,95PS) sieht man den Steuerzeiten nicht an. Ich vermute, das die Ausgangsleistung weit höher als 5,3PS und so der Sprung kleiner ausgefallen ist.
Meine Vermutung ist, das beim Wechsel zum Modelljahr 1971, ab
Spätsommer 1970, der neue einteilige Auspuff 27.61.99,
der eine kürzere Lauflänge hatte
und den ab da neu eingesetzte Bing
Vergaser 1/18/26 für den Leistungssprung mit verantwortlich
sind.
An den Steuerzeiten hat sich über die ganzen W-Versionen nur wenig geändert, denkt daran, das 1° Kurbelwinkel nur der Bruchteil eines Millimeters auf der Laufbahn ist. Durch Produktionstoleranzen und auch Messtoleranzen können die Kurbelwinkel um ein paar Grad abweichen. Sicher ist, das die Breite des Einlasskanals im laufe der Produktionszeit deutlich verbreitert wurde.
Hier der Einlasskanal eines frühen 15.43.97 Zylinder. | Hier der Einlasskanal eines späten 15.43.97 Zylinder. |
Die Steuerzeiten eines Zylinders
15.43.97 W5, der mir vorlag, sind:
Einlasssteuerzeit 138°, Überströmsteuerzeit 118°,
Auslasssteuerzeit 173° und Vorauslass 28°.
Wie wurden die Steuerzeiten ermittelt
?
Die Steuerzeiten eines Zylinders 15.43.97+
W6, der mir vorlag, sind:
Einlasssteuerzeit 141°, Überströmsteuerzeit 118°,
Auslasssteuerzeit 179° und Vorauslass 31°.
Wie wurden die Steuerzeiten ermittelt
?
Die Kolben und
Zylindermaße des 15.43.97+ W6 mit Steuerzeiten. Ein "Klick auf das
Bild vergrößert es.
Zu diesem Zylinder wurde der Kolben 40L48 vom Hersteller Mahle verbaut. Mehr Information darüber findet Ihr hier! | Hier findet Ihr noch einiges über die Kreidler Kleinkraftrad Auspuffanlagen! |
Dieser Zylinder wurde mit dem Zylinderkopf 15.43.16 verbaut. Interessante Details zu den Zylinderköpfen findet Ihr hier! | Hier der Vergleich des 5,8 PS Gebläsezylinder gegen 6,25 PS Fahrtwindzylinder. | Hier findet Ihr die Leistungskurven der Kreidler Serienmotoren |
Die Bilder hier zeigen einen 15.43.97+ W6 Zylinder mit 6,25 PS. Die W1 bis W4 Zylinder ohne die "+ Kennung" sehen genauso aus, nur die Kanäle unterscheiden sich minimal.
So sieht er aus der 15.43.97. Die Nummer ist auf dem schrägen Ansaugkanal eingegossen. Das ist ein ungünstiger Platz, denn man kann diese in eingebautem Zustand nicht ablesen.
Man erkennt ihn eindeutig an den 15 Kühlrippen auf der Oberseite.
Der Zylinderfuß ist mit 57mm Durchmesser und der Stehbolzenabstand mit 44mm identisch mit den Gebläsezylindern. Die Überströmkanäle sind in der neuen "bauchigen" Form ausgeführt.
Hier die Ansicht von rechts.
Hier die Ansicht von links.
Auf den schrägen Ansaugkanal gehört der Ansaugstutzen 15.63.63
in Verbindung mit einem 18er Bing SLC
Vergaser.
Beim 5,3 PS Zylinder wird der 1/18/13 und beim 6,25 PS Zylinder
der 1/18/26 verwendet.
Der Auslasskanal endet in einem Stutzen mit 32mm Außendurchmesser, der für den 32mm Schellenkrümmer vorgesehen ist,der auch auf die "großen" Gebläsezylinder passt.
Serienmäßig war ein Mahle 40l48 40mm Kolben mit L-Ring und 14mm
Kolbenbolzen verbaut. Mehr
Information darüber findet Ihr hier!
So sieht ein Kolben aus, wenn er lange nicht mehr bewegt wurde,
man erkennt schön den Abdruck des Auslasskanals.
Hier das "Kennzeichen +" welches den Nikasilbeschichteten 6,25 PS Zylinder identifiziert. Der Platz ist sau dumm gewählt. Nicht nur, das man im eingebauten Zustand kaum hinschauen kann, .....
..... auch aufgrund von den unvermeidlichen Verschmutzungen am Auslassstutzen kann man die Beschriftung meistens nicht erkennen.
Verwendet wird der Zylinderkopf 15.43.16. Er hat die schöne alte Form, die unten auf der Auslassseite etwas "dicker" aufträgt. Diese Kühlrippenform kommt identisch auch bei den frühen RM / RMC Modellen zum Einsatz, Die Brennraumform war aber verschieden. Interessante Details zu den Zylinderköpfen findet Ihr hier!
Hier der Vergleich über alle Zylinder Leistungsklassen.