Luftregulierschraube und Korrekturluftdüse
Bei den kleinen Vergasern ist alles einfach. Die haben nur eine
Standgasschraube, das war es. Die größeren Vergaser haben noch ein
paar andere Eigenschaften und Möglichkeiten, die möchten wir hier
aufzeigen.
Als erstes sind hier die Bing SRF
Vergaser, die für die Motoren von 2,6 bis 4,2PS eingesetzt
wurden. Alle bei Kreidler verwendeten Vergaser hatten keine
zusätzlichen Reguliermöglichkeiten, man konnte nur das Standgas
einstellen. Nur die SRF Vergaser mit
15mm Durchlass und der zur Zeit sehr beliebte 17mm Bing SRF
1/17/54, der eigentlich für Puch Motoren vorgesehen war hatten
eine Korrekturluftdüse eingebaut.
Hier der Bing SLC Vergaser, ihn gab
es in 17mm und 18mm Ausführungen. Er wurde für Motoren von 5,2 bis
6,25PS verwendet. Im Gegensatz zu den SRF Vergasern hat dieser
eine Korrekturluftdüse und ein Leerlaufsystem, so das man diesen
Vergaser deutlich besser abstimmen kann.
Während der Bing SLC Vergaser eine
Entwicklung der 60er Jahre war, ist der Bing
SLH Vergaser eine Generation moderner. Er hat anstatt der
Korrekturluftdüse, die leicht mal verstopfen kann, ein
Zerstäubungsluftsystem verbaut, was deutlich schmutzresistenter
ist.
Korrekturluftdüse und Zerstäubungsluft
Idealer weise ist das Benzin/Luftgemisch Prozentual bei jeder
Gasschieberstellung gleich. Das ist aber nicht ganz einfach das
mit den bei Mopeds eingesetzten einfachen Rundschiebervergasern zu
erreichen.
Je stärker der Motor saugt, also der Unterdruck steigt, um so
dünner wird die Luft im Ansaugtrakt und um so mehr Benzin wird
durch die Hauptdüse gesaugt. Das bedeutet, das bei Vollgas das
Gemisch fetter wird, wie bei, zum Beispiel, Halbgas. Bei größeren
Vergaserquerschnitten wirkt sich das stärker aus, wie bei
kleineren.
Um das Mischungsverhältnis gleichmäßiger zu machen werden zwei
Möglichkeiten genutzt:
Zum ersten die Korrekturluftdüse. Diese führt extra Luft vom
Luftfilter zu der Nadeldüse, ein Stück unterhalb des
Benzinauslasses und bremst so den Spitzendurchfluss etwas ab. Sie
korrigiert das Benzin Luftgemisch bei starkem Unterdruck. Es muss
eine Luftmengen beschränkende Düse im Luftkanal verbaut sein, da
die Zuführung direkt unter dem Benzinauslass sich stark auf den
Benzindurchfluss auswirkt. Eine kleine Düse ist aber immer
verschmutzungsempfindlich.
Zum zweiten eine Korrektur durch Zerstäubungsluft. Bei dieser
Variante wird zusätzliche Luft, ohne beschränkende Düse, durch
einen Ringspalt um den Benzinauslass geführt, die den Unterdruck
bei Vollgas etwas senkt und das Benzin besser zerstäubt. Der
Luftkanal zum Ringspalt hat keine enge Düse und ist damit viel
Schmutzunempfindlicher.
Die Luftregulierschraube hat mit diesen Systemen nichts zu tun,
sie gehört zum folgend beschriebenen Leerlaufsystem.
Luftregulierschraube, oder besser
"Das Leerlaufsystem"
Die Luftregulierschraube hat nichts mit der oben beschriebenen
Korrekturluft und Zerstäubungsluft zu tun, das ist ein
eigenständiges System. Die Luftregulierschraube gehört
ausschließlich zu dem Leerlaufsystem.
Kleine Bing Vergaser haben zur Standgaseinstellung eine
Einstellschraube, mit der die untere Position des Gasschiebers
eingestellt wird. Diese stellt man so ein, das nur noch so viel
Luft Benzingemisch entsteht, das der Motor nicht abstirbt. Das
nennt man Standgas.
Vergaser mit größeren Querschnitten haben auch diese Standgas
Einstellschraube, mit der die untere Position des Schiebers
eingestellt wird. Aber durch den größeren Durchlass funktioniert
das physikalisch nicht mehr so gut.
Deshalb hat man bei BING, ab einem Querschnitt von 17mm, einen
„Zweitvergaser“ parallel zum Hauptvergaser eingebaut. Dieser saugt
Luft vom Luftfilter zur Standgasdüse, die diese Luft mit Benzin
anreichert. Reguliert wird dieser Luftstromtrom zur Standgasdüse
durch die Luftregulierschraube. Am Ende wir dieses zusätzliche
Luft-Benzingemisch hinter dem Gasschieber dem Motor zugeführt.
So ist die Standgasschraube nur für die „grobe“ Einstellung
zuständig, die „fein“ Einstellung wird mit der
Luftregulierschraube gemacht.
- Eine Rechtsdrehung der Luftregulierschraube, also ein
reindrehen, ergibt ein reicheres/fetteres Gemisch.
- Eine Linksdrehung, also rausdrehen, ein ärmeres/mageres Gemisch.
Da der „Zweitvergaser“ weiter fördert wenn Gas gegeben wird, wirkt
sich seine Einstellung auch auf den Übergangsbereich zwischen
Standgas und Halbgas aus.
Je weiter der Gasschieber geöffnet wird, desto weniger spielt der
„Zweitvergaser“ eine Rolle in der Gemischaufbereitung.
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