Die Kreidler Kupplungsbetätigung
Im laufe der
Jahre hat sich bei der Kupplungsbetätigung im Prinzip nichts geändert.
Es sind immer mal
wieder Details optimiert worden. Die Unterschiede bei den Hebeln und Wellen zeigen wir
hier auf:
1 - Hebel für Kupplungsbetätigung bis Sommer 1961
2 - Hebel für Kupplungsbetätigung ab Sommer 1961, bis Sommer 1972
(Ersatzteilnummer 15.01.95)
Die Einführung war vermutlich mit der Super 4, diese
hatte eine verstärkte Kupplung, der dafür notwendige längere Hebel wurde auch für
die anderen Motoren übernommen.
3 - Hebel für Kupplungsbetätigung ab Sommer 1972, bis Produktionseinstellung
(Ersatzteilnummer 15.01.97)
4 - Hebel für Kupplungsbetätigung bei allen 2- und 3-Gang Handschaltmofas und
Mopeds, sowie der Mustang 50 K54-LK400
5 - Hebel für Kupplungsbetätigung 2-Gang Automatikmotor
A - Welle für Kupplungsbetätigung bis Sommer 1961 (Ersatzteilnummer 15.01.12)
B - Welle für Kupplungsbetätigung ab Sommer 1961, bis Sommer 1972
(Ersatzteilnummer 15.51.12)
C - Welle für Kupplungsbetätigung ab Sommer 1972, bis Produktionseinstellung
(Ersatzteilnummer 15.51.11)
Alle Wellen haben einen Durchmesser von 14mm und eine Länge von 90mm.
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Die Hebel 1,
2 und 3 gehören zu dem Modell Florett. Diese Hebel stehen nach
innen (unter den Rahmen) und werden von der Bowdenzughülle bewegt. Die
Rückholfeder wird in dem kleinen Loch eingehängt.
Der Hebel 4
gehört auf die 2- und 3-Gang Handschaltmofas. Dort steht der Hebel nach außen
und wird von der "Seele" des Bowdenzuges bewegt. Die Rückholfeder wird an der
zusätzlichen Nase eingehängt.
Der Hebel 5
gehört an die Automatik Mofas und Mopeds und ist hier nur der Vollständigkeit
halber gezeigt.
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Die Welle A
wurde in den frühen Modellen mit einem Simmerring 14x24x7 als Wellendichtung
verbaut.
Die Welle B.
Schon Sommer 1961 wurde die Abdichtung der Welle einem O-Ring 13x1,5
überlassen. Dabei änderte sich auch die Form der Welle. Trotzdem können die
neueren Wellen als Ersatz in den alten Motoren mit Simmerring verwendet
werden.
Die Welle C.
Im Sommer 1972 wurde nur noch die Verzahnung verändert. So wurde diese Welle
bis Produktionsende unverändert weitergebaut.
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Die frühen Modelle
hatten einen Hebel mit einer wirksamen Länge von 37mm. Schon im Sommer 1961 wurde der
Hebel auf eine wirksame Länge von 46mm verlängert, was die Kupplungsbetätigung um ca.
20% leichter machte.
Im Sommer 1972 wurde die
Verzahnung von 20 Zähnen auf 31 Zähne erhöht. Damit lies sich der Hebel noch feiner
justieren.
Die Welle für
Kupplungsbetätigung steckt in der linken Motorgehäusehälfte und wird mit einem
Halbrundkerbnagel fixiert.
Bei den Motoren mit Simmeringabdichtung wird ein Halbrundkerbnagel 5x20 DIN 1476
(heute ISO 8746) verwendet.
Bei den Motoren mit O-Ringabdichtung wird ein Halbrundkerbnagel 5x28 DIN 1476 (heute
ISO 8746) verwendet.
Beide werden mit einer Pappscheibendichtung 5,3mm DIN 433 (heute ISO 7092) gedichtet.
Wichtig bei der
Montage ist der unscheinbare Körnerpunkt auf der Welle. Dieser muss bei eingerückter
Kupplung genau auf die Markierung am Motorgehäuse zeigen. Links im Bild die ältere
Variante mit Simmerringabdichtung. Im mittleren Bild die neuere Variante mit
O-Ringabdichtung. Rechts im Bild sieht man den Körnerpunkt noch mal besser.
Um zu erklären warum das
so ist, zeige ich hier die ganze Konstruktion zerlegt und lose zusammengesteckt. Hier
im Bild sieht man die Getriebe Vorlegewelle (für die Kupplungsbetätigung ist die
Anzahl der Gänge egal) auf deren rechten Seite die Kupplung steckt.
Die Vorlegewelle ist im
Innern hohl. In diesem Hohlraum steckt der Druckstift lang und kurz, getrennt durch
eine Kugel.
Die Welle für
Kupplungsbetätigung drückt gegen die Druckstifte, diese drücken auf die Decklamelle
und das Kupplungsscheibenpaket geht auseinander.
Hier sieht man die
beim Kuppeln sich bewegenden Teile einzeln. Die Kugel zwischen den Druckstiften soll
die Drehung der Kupplung von der Betätigungswelle fern halten.
Eine Nahaufnahme der
eingebauten Betätigungswelle. Die Betätigungswelle endet genau hinter dem Kugellager
der Getriebe Vorlegewelle und drückt dort auf den Druckstift lang.
Die Kupplung im Schnitt.
In diesem Bild sieht man die Kupplung im Eingriff und der Betätigungshebel in
Ruhestellung.
In diesem Bild ist die
Kupplung "gezogen", das heißt, das die Betätigungswelle die Druckstifte durch die
hohle Vorlegewelle geschoben hat und die Decklamelle angehoben wurde. Das nimmt den
Federdruck von dem Kupplungslamellenpaket, Getriebeöl läuft zwischen die Lamellen und
diese rutschen durch. So wird der Kraftfluss von der Kurbelwelle zum Getriebe
unterbrochen.
Der Kupplungsbowdenzug
zieht rund 18mm am Hebel für die Kupplungsbetätigung. Der absolute Betätigungsweg der
Welle und der Druckstifte beträgt maximal rund 3,5mm. Je nach dem wie weit die drei
M6er Schrauben zürückgedreht worden sind, kann die Decklamelle angehoben werden. Pro
Umdrehung einen Milimeter. Auf das ganze Lamellenpaket gesehen entsteht zwischen den
einzelnen Lamellen ein Spalt von ungefähr +-0,1mm. Das reicht aus, das Öl zwischen die
Lamellen dringt, die Kupplungbeläge durchrutschen und somit die Kupplung den
Kraftfluss trennt. Der Rest des Betätigungsweges ist die Nachstellreserve.
Eingestellt wird die
richtige Position der Betätigungswelle mit den (oben in den Zeichnungen orange
eingefärbten) Ausgleichsscheiben auf dem Druckstift kurz, direkt unter der
Decklamelle. Von außen kann man die Position, wie weiter oben beschrieben, an dem
Körnerpunkt sehen. Wenn dieser auf der Markierung am Motorgehäuse steht, steht die
Betätigungswelle im optimalen Winkel für einen maximalen Betätigungsweg.
Bei zu geringer Unterlegung auf dem Druckstift kurz, oder bei stark verschlissenen
Kupplungsbelägen, kann es zu einem knacken bei der Kupplungsbetätigung kommen.
Was passiert, wenn der
Druckstift kurz falsch ausgeglichen wurde und die Betätigungswelle dauerhaft zu schräg
zum Druckstift lang steht, kann man hier im Bild sehen. Der trotz Kugel immer etwas
drehende Druckstift lang, "bohrt" im laufe der Zeit, die Ecke der Betätigungswelle
weg!
In dem Video kann man
gut sehen, das die Kupplung insgesamt rund 1,5mm weit ausrückt. Die drei M6er
Kupplungsschrauben sind eineinhalb Umdrehungen zurückgedreht. Da es ein M6er
Standardgewinde ist, also eine Steigung von einem Millimeter Pro Umdrehung hat, passt
das. Je weniger die Decklamelle "eiert", desto gleichmäßiger sind die drei M6er
Schrauben rausgedreht. Hier im Video sind es nur 0,1mm.
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