Die geteilten BO17 Kugellager
Kreidler hat auf der
Kurbelwelle Schulterkugellager nach DIN 615, Ausführung BO, in der Größe 17mm verbaut.
Schulterkugellager sind im Gegensatz zu Rillenkugellagern zwischen Innen- und
Außenring trennbar und daher dort einzusetzen, wo aus Gründen des Einbaues eine solche
Trennung vorteilhaft ist. Sie vertragen hohe Drehzahlen und das müssen sie auch, weil
die Kurbelwelle die am schnellsten drehende Welle am Kreidlermotor ist.
Das Einstellen des
Lagerspiels ist bei den geteilten Schulterkugellagern etwas aufwendiger. Kreidler
schreibt ein Lagerspiel an der Kurbelwelle vom 0,03 bis 0,05 Millimeter vor, das sind
3 bis 5 Hundertstel Millimeter.
Hier auf dem Bild seht
Ihr die Original von Kreidler verbauten FAG Lager in gebrauchtem zusammengebauten
Zustand. Eins von vorne, eins von hinten.
Wie oben schon
geschrieben, kann man diese ganz einfach zerlegen. Der äußere Ring wird fest in die
jeweilige Gehäusehälfte eingebaut. Der innere Ring hat eine 17mm Presspassung und wird
auf die Kurbelwelle aufgepresst. Der Messingkäfig wird einfach auf den Innenring
aufgeklipst, das geht ohne Werkzeug und mit wenig Kraftaufwand. Erst beim Zusammenbau
der Gehäusehälften ergänzen sich beide Lagerhälften zu einem kompletten
funktionsfähigem Lager.
Der BO17 Lager Außenring
wird mithilfe von Wärme in die Motorgehäuse eingeschrumpft, ........
....... das sieht dann
so aus.
Der BO17 Lager Innenring
sitzt auf einer Presspassung auf der Kurbelwelle. Was man hier auf dem Bild nicht
sieht ist, das zwischen dem BO17 Lager Innenring und der Kurbelwelle diverse
Passscheiben liegen um das Lagerspiel einzustellen.
Um die BO17 Lager
Innenringe abzuziehen, muss die Kurbelwelle fixiert werden. Am besten funktioniert das
in einem Schraubstock mit Aluminium Schutzbacken. Da die Kurbelwelle nicht durchgängig
ist, sondern für das Pleuel unterbrochen wurde, ist die Kurbelwelle empfindlich
gegenüber Krafteinwirkungen auf diese. Deshalb ist es nicht unwichtig wie die
Kurbelwelle in den Schraubstock gespannt werden sollte:
An der Achse und an der
gegenüber liegenden Wange sollte die Kurbelwelle nicht eingespannt werden. Man sollte
diese immer mit der Wange einspannen, auf diese die Kraft einwirkt und darauf achten,
das die andere Wange Spannungsfrei ist.
Um die BO17 Lager
Innenringe von der Presspassung abzuziehen braucht es ein Spezialwerkzeug. Diese Ringe
sitzen nach vielen Jahren der Benutzung bombenfest und sind mit herkömmlichen Methoden
nicht abzubekommen.
Ich benutze hier diesen
NEXUS 200 dafür. Das ist ein Universal BO Lager Innenring Abzieher, der frei
einstellbar ist und somit auch für die BO15 Lager, die in den Mofas verbaut sind, zu
verwenden. Sicherlich ist es nicht sinnvoll, für jemand, der einmal einen Motor machen
will, so ein teures Werkzeug zu kaufen. Ich hatte mir den schon vor über 25 Jahren
angeschafft. Da gab es die einfachen BO Lager Innenring Abzieher noch nicht zu kaufen,
so wie sie hier zu sehen sind:
Links der Abzieger
klemmt den Innenring mit drei Imbusschrauben, rechts der Abzieher ist etwas Robuster,
er klemmt den Innenring auf der ganzen Fläche. Beide funktionieren nur bei dem Maß von
17mm, sind aber relativ preiswert.
Zum abziehen der BO17
Lager Innenringe setzt man das entsprechende Werkzeug auf, klemmt den Innenring ein
zun schraubt diesen nach oben.
Hier habe ich eine
Nahaufnahme, wo man sieht, wie der Innenring geklemmt ist und nach oben gezogen wird.
Nach ein paar
Umdrehungen ist er ab!
Jetzt kommen die
Passscheiben zum Vorschein. Mit diesen wurde das Lagerspiel eingestellt.
Hier habe ich zur
besseren Übersichtlichkeit die Reihenfolge noch mal dargestellt. Unten die
Kurbelwelle, dann die Passscheiben und oben der BO17 Lager Innenring.
So sieht die Kurbelwelle
mit abgezogenen BO17 Lager Innenringen aus. Es waren drei Passscheiben verbaut. Ich
hatte sie nachgemessen. Zwei hatten 30 Hundertstel, eine hatte 10 Hundertstel. Also
wurden gesamt 70 Hundertstel, also 0,7mm Unterlegt.
Apropos Passscheiben,
das sind hauchdünne Unterlegscheiben, in diversen Durchmessern, die genutzt werden um
Wellen axial auszugleichen. Auch bei den Getriebewellen kommen diese, wenn auch mit
anderen Durchmessern zum Einsatz. Üblicherweise misst man sich das Wellenspiel aus und
sucht sich dann die passenden Passscheibenkombination zusammen. In unserem Fall werden
diese auf beide BO17 Lager Innenringe aufgeteilt, so das die Kurbelwelle schön in der
Mitte sitzt.
Um die BO17 Lager
Innenringe auf die Kurbelwelle zu pressen gehe ich folgendermaßen vor. Zuerst legt man
die passenden Passscheiben auf die im Schraubstock eingespannte Kurbelwelle, dann
setzt man den BO17 Lager Innenring locker auf. Ein Tropfen Öl schadet dabei nie. Mit
einem Reststück Kupferrohr (Heizungsrohr CU 18x1) schlage ich den Innenring
vorsichtig mit leichten Schlägen bis zum Anschlag runter. Fertig!
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